Imkerei – im Wandel der Zeit
Ein geschichtlicher Rückblick über Entwicklung und Mythen rund um das Imkerhandwerk.
Erste Belege aus der Jungsteinzeit
Bienen bevölkern schon seit vielen Millionen Jahren unsere Erde. Dies beweisen Funde, wie in Abb.1 dargestellt.
Diese hier in Bernstein eingeschlossene stachellose Biene ist eine Vorfahrin unserer heutigen Honigbiene und wird auf ein Alter von 50 Millionen Jahre datiert (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 7).
Abb. 1: in Bernstein eingeschlossene Biene (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 7)
Im Vergleich dazu ist der Mensch eine sehr junge Spezies. Erste fossile Nachweise des Homo sapiens aus Afrika werden auf ein Alter von rund 300.000 Jahre geschätzt (Wikipedia, 2018).
Es wird vermutet, dass es schon von Beginn an, eine enge Verbindung zwischen Mensch und Biene gegeben hat. Auch unsere Vorfahren Homo habilis (2,5 Millionen Jahre) und Homo erectus (1,7 Millionen Jahre) dürften Bienen als Nahrungsquellen genutzt haben (Crane, 1999).
Felsmalereien, die 1921 in Spanien, in der „Spinnengrotte“ (Cueva de la Arana“) bei Valencia gefunden wurden (Abb. 2), entstanden rund 10.000 Jahre vor Christus und zeigen zwei Personen, die an einer Art Leiter empor klettern, um an ein Bienenvolk in einer Felsspalte zu gelangen. Es ist auch eine Art Gefäß oder Korb zu erkennen, mit dem wohl die geernteten Waben nach unten transportiert wurden. Außerdem sind zahlreiche Bienen dargestellt, die die Person am Eingang zum Bienennest umfliegen (Ransom, 2004). Es dürfte sich somit um eine Darstellung, einer sehr frühen und primitiven Art der Honigernte handeln. Dies wäre insofern naheliegend, da die Menschen zu diesem Zeitpunkt typische Jäger und Sammler waren.
Abb. 2: Felsmalerei aus der Jungsteinzeit (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 72)
Die in dieser Felsmalerei dargestellte Technik der Honigernte wurde jedoch nicht nur in grauer Vorzeit verwendet, sondern findet auch heutzutage noch Anwendung.
Bekannt für dieses Vorgehen sind vor allem die Honigjäger der Gurung (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 73), die in den Ausläufern des Himalajas leben.
Es handelt ich bei ihnen um geschickte Kletterer die, wie man in Abbildung 3 sieht, Wachs und Honig auf genau dieselbe Weise, aus schwer zugänglichen Felsspalten ernten, wie es auch schon unsere Vorfahren aus der Steinzeit gemacht haben dürften.
Abb. 3: Honigjäger der Gurung in Nepal (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 73)
Bienenhaltung im Altertum
Wann genau der Mensch angefangen hat Bienen zu halten lässt sich nicht mehr genau feststellen, allerdings dürfte dies schon sehr früh der Fall gewesen sein.
Es wird vermutet, dass die Haltung von Honigbienen und das Sesshaft werden vor ca. 12.000 Jahren Hand in Hand gingen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 74).
Sicher kann gesagt werden, dass vielen der ältesten Aufzeichnungen verschiedenster Kulturen die Nutzung und Haltung von Bienen dokumentieren.
Ägypten
In Ägypten beispielsweise stammen die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen über die damalige Bienenhaltung aus 2400 v. Chr..
Auch auf älteren Funden, wie beispielsweise der in Abbildung 4 zu sehenden Alabastervase von 2500 v. Chr., wird die Biene regelmäßig abgebildet. Auf ihr ist die Hieroglyphe der Honigbiene an oberster Stelle zu erkennen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 74).
Abb. 4: Alabastervase um 2500 v. Chr. (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 74)
In Abb. 5 wird dargestellt, wie die damalige Imkerei betrieben wurde. Es handelt sich um eine Wandmalerei von 1450 v. Chr. aus einem Grabmal einer wohlhabenden Persönlichkeit, die die Ernte von Honig und dessen weitere Verarbeitung zeigt (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 74).
Es wurde mit Röhrenbeuten geimkert, die von hinten geöffnet wurden. Auf der rechten Seite der Wandmalerei sind drei Röhrenbeuten zu erkennen, die übereinander gestapelt sind. Auch Rauch wurde damals schon verwendet um die Bienen zu vertreiben. So sieht man in der Darstellung, dass eine Figur mit einem Räucher, der drei Kamine besitzt, neben weiter weiteren Person steht, die hinter dem Bienenstock kniend, die runden Waben von hinten aus den Stöcken heraus bricht.
Die weiteren Personen im Bild zeigen die darauf folgende Lagerung der Waben in verschiedenen Gefäßen, sowie das Auspressen des Honigs aus den Waben.
Abb. 5: Wandmalerei von 1450 v. Chr. (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 74)
Diese Art der Bienenhaltung, kann auch heute in Ägypten noch gefunden werden und hat sich während der letzten 5000 Jahre kaum verändert. Die heutzutage noch verwendeten Röhrenbeuten werden auch Tunnelstock oder Walze genannt.
Diese sind 120cm lang und haben einen Durchmesser von ca. 15cm (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 75).
In der heutigen Zeit werden diese Beuten jedoch mehr und mehr durch Magazinbeuten verdrängt.
Im ägyptischen Glauben stellte die Biene ein göttliches Tier dar und war auch im Titel der Pharaonen enthalten.
So war die Biene beispielsweise eine Hieroglyphe um den Pharao von Unterägypten zu betiteln, während es für Oberägypten das Schilf war.
Im Kahun Papyrus steht als Beispiel hierfür geschrieben (Ransom, 2004):
„He hath united the two lands,
(Er vereinte die zwei Länder,)
he hath joined the Reed and the Bee.“
(Er verband das Schilf und die Biene.)
Auch im Schöpfungsmythos aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. spielen Bienen und Honig eine wesentliche Rolle. In einem Auszug hieraus steht geschrieben:
„Bei einem fruchtbaren Unheil, das über die Erde kam, weinten Götter, Menschen und Tiere. Auch der Sonnengott Re weinte. Tränen flossen von seinem Auge zur Erde. Sie verwandelten sich in Bienen. Durch das Werk der Bienen entstanden Blumen und Bäume. Das ist der Ursprung des Wachses und des Honigs aus den Tränen des Gottes Re.“ (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 41)
Weiters gibt es Belege dafür, dass die Ägypter schon sehr früh Wanderimkerei betrieben. Eine dieser Schriften stammt aus dem dritten Jahrhundert vor Christus.
Es handelt sich hierbei um ein Schreiben der ägyptischen Imker an einen hohen griechischen Beamten, in dem sie um die Rückgabe ihrer Esel bitten, um ihre Völker wieder zurück transportieren zu können.
Dieses Schreiben zeigt, dass es damals durchaus normal war, mit den Bienenstöcken zu den verschiedenen Trachten zu wandern. Es ist daher davon auszugehen, dass die Wanderimkerei schon über lange Zeit praktiziert wurde (Ransom, 2004).
Honig wurde in Ägypten für vielerlei verschiedene Zwecke verwendet.
Er wurde nicht nur im Haushalt als Süßungsmittel genutzt, auch die Ärzte nutzten ihn schon damals wegen seinen heilenden Eigenschaften. Auch beim Behandeln und Konservieren der Mumien fand er Anwendung. So wurden bspw. Tote in Honig eingelegt um sie zu konservieren. Aber nicht nur für den Vorgang der Mumifizierung selbst wurde Honig verwendet, auch für das Leben nach dem Tod wurde er in versiegelten Gefäßen in die Grabstätten beigegeben. In der Grabkammer von Tutanchamun wurden beispielsweise Honiggefäße gefunden, deren Honig nach 3000 Jahren noch zum Verzehr geeignet war (Ahmad, 2013).
Honig war von solchem Wert, dass Abgaben und Steuern in Honig entrichtet werden konnten und er als Opfergabe für die Götter herangezogen wurde. So gibt es zum Beispiel Aufzeichnungen darüber, dass Thutmoses der Dritte, vier Gefäße mit Honig dem Gott Amun als Geschenk darbot (Ahmad, 2013).
Auch Bienenwachs spielte eine wichtige Rolle im alten Ägypten.
Es wurde bei verschiedenen Zeremonien der Magier in Form von Wachsfiguren verwendet. Auch im Tagesgeschehen der verschiedenen Tempel wie bspw. dem Tempel von Amen-Ra in Theben spielte es eine wichtige Rolle. Es wurde bei der Mumifizierung verwendet um unter andrem die Särge und andere Gefäße luftdicht zu versiegeln.
Es kann somit gesagt werden, dass sowohl die Biene als auch deren Haltung und die von ihr gewonnenen Produkte im ägyptischen Altertum von immenser Bedeutung waren.
Griechen
Der griechischen Hochkultur haben wir viel zu verdanken, wie zum Beispiel das Alphabet.
Über die Imkerei im alten Griechenland ist jedoch nicht viel bekannt. Man weiß jedoch, dass zur Zeit von Homer (ca. 850 v. Chr.) Bienen gehalten wurden und sowohl Honig als auch Bienenwachs wichtige Wirtschaftsgüter darstellten.
Wachs wurde unter anderem für Fackeln und Schreibtafeln verwendet, aber auch in der Medizin und bei der Hautpflege fand es Anwendung.
Honig diente sowohl im Alltag als Süßungsmittel, als auch zu Konservierungszwecken.
In Abbildung 6 sieht meine altgriechische Münze auf der sowohl eine Kuh, als auch Bienen und Bienenstöcke zu sehen sind. Diese dürften wohl als Sinnbild für die Aussage „das Land wo Milch und Honig fließen“ stehen.
Abb. 6: Altgriechische Münze (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 47)
Als Bienenbeuten dienten damals vermutlich liegende oder stehende Tonkrüge oder Röhrenbeuten aus Weidengeflecht (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 75).
Auch heute noch, können traditionellen Beuten namens „Vraski“ in Griechenland gefunden werden, die den damaligen Bienenstöcken im Aufbau ähneln dürften (siehe Abb.7).
Es handelt sich hierbei um aufrecht stehende, konische Gefäße aus Ton oder einem Geflecht aus Weidenruten. Auf die obere Öffnung werden Holzleisten gelegt, an welche die Bienen ihre Waben anbauen. Vor Wind und Wetter geschützt wird der Stock mit einem Tonteller oder einer Steinplatte.
Abb. 7: traditionelle griechische Bienenbeute (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 76)
Interessanter als die Bienenhaltung im alten Griechenland an sich, sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die in dieser Zeit gefunden wurden.
Einer der ersten, großen Naturforscher war Aristoteles (384-322v. Chr.). Wenn man bedenkt mit welchen beschränkten Hilfsmitteln die Forscher jener Zeit arbeiteten, ist es umso erstaunlicher wie vieles der, hauptsächlich theoretisch arbeitende Aristoteles schon über die Honigbienen herausfand.
Seine wichtigsten Beobachtungen können in seinen Texten „Geschichte der Tiere“ (History of Animals) gefunden werden (Ahmad, 2013).
Obwohl er die Herkunft der Eier in einem Bienenvolk nie heraus fand (es herrschte der Irrglaube, sie würden von den Bienen auf Blüten gesammelt), beschrieb er doch sehr genau die nachfolgende Entwicklung der verschiedenen Larvenstadien bis zur adulten Biene (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 77). Auch die Unterteilung der Bienen in drei Typen war richtig. Allerdings wurde die Königin fälschlicherweise als König bezeichnet. Er dürfte wohl nie eine Königin beim Eierlegen beobachtet haben.
Passend hierzu gibt es eine Anekdote in der Aristoteles sich, zu Studienzwecken einen Schaubienenstock aus Glas gebaut haben soll, um diese bei der Arbeit besser beobachten zu können. Die Bienen sollen jedoch das Glas dermaßen mit Wachs verklebt haben, sodass dieser nichts mehr erkennen konnte (Ransom, 2004).
Auch in der griechischen Mythologie spielen die Bienen und deren Honig immer wieder eine wichtige Rolle. Laut den Legenden gab es Bienen und Honig schon seit dem Anbeginn der Zeit, lange bevor es die Menschen gab.
Sogar schon vor der Geburt der großen Götter Zeus (oberster griechischer Gott) und Dionysos (Gott des Weins und der Fruchtbarkeit), die in den Legenden eng mit Bienen und Honig in Verbindung gebracht werden, sollen Bienen existiert haben.
In den Sagen um die Geburt des Zeus, soll dieser nach seiner Geburt von seiner Mutter Rhea in einer Höhle auf Kreta, vor seinem gefräßigen Vater Chronos versteckt worden sein. Dort, so steht geschrieben, soll er von den Nymphen Amaltheia (die Ziege) und Melissa (die Biene) mit Milch und Honig ernährt worden sein.
Diese Legende über die Geburt und Jugend von Zeus gibt es jedoch in verschiedensten Ausführungen. In anderen Varianten, werden die Nymphen nicht erwähnt. An ihre Stelle treten die Honigbienen selbst, die in den Mund des Kindes geflogen sein sollen, um diesen mit Honig zu füttern.
In allen Erzählungen jedoch wurde Zeus mit dem göttlichen Stoff Honig groß gezogen.
In Abbildung 8 sieht man eine Vase aus 540 v. Chr. auf der gezeigt wird, wie Männer von Bienen angegriffen werden. Es soll sich hierbei um Honigdiebe handeln, die versuchten den Honig aus der Höhle zu stehen, in der Zeus versteckt wurde (Crane, 1999).
Abb. 8: Vase (540 v. Chr.) Geburtsgeschichte des Zeus (Crane, 1999)
Auch über Dionysos wird berichtet, dass dieser mit Honig großgezogen wurde. Weiters soll er auf seinen weiteren Reisen „herumirrende Bienen gezähmt“ haben und somit die Imkerei zu den Menschen gebracht haben (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 41).
Römer
Die Tradition der Imkerei in Italien dürfte wohl nicht so alt sein, wie jene aus Griechenland. Es wird vermutet, dass sie durch griechische und phönizische Siedler nach Italien gebracht wurde.
Doch auch bei ihnen stellte die Imkerei einen wichtigen Wirtschaftszweig dar und wurde von allen Bevölkerungsschichten, vom Sklaven bis zum hohen Adel betrieben.
Auch dürfte es schon Großimker zur Zeit des Gelehrten Varro (116-28 v. Chr.) in Italien gegeben haben. Dieser berichtete, in einer seiner Schriften von einem Jahresertrag, von einem seiner Freunde, von 1.637 kg Honig (Ransom, 2004), was eine beachtliche Menge darstellt.
Die Römer hatten jedoch einen so hohen Bedarf an Honig, dass die eigene Produktion im Lande nicht ausreichte und schon damals große Mengen aus den damaligen Kolonien wie Spanien, Sardinien und Korsika importiert werden musste.
Honig und Wachs fand Verwendung im Haushalt bspw. zum Süßen von Wein und Speisen und in der Medizin sowie im Handwerk und Kult.
Bei den damals verwendeten Bienenbeuten handelte es sich einerseits um rechteckige oder zylindrische stehende Beuten aus Korkeichenrinde, den getrockneten Stängeln von Riesenfenchel oder Weidengeflecht. Diese wurden innen mit Kuhdung ausgekleidet (Ransom, 2004). Aber auch Röhrenbeuten (Tunnelstöcke) schienen Verwendung zu finden (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 78). Welcher Beutentyp verwendet wurde hing von den jeweiligen Gegebenheiten der verschiedenen Regionen Italiens ab.
In Abbildung 9 sieht man einen traditionellen italienischen Bienenstand der heutigen Zeit, dessen Beuten aus den getrockneten Stängeln des Riesenfenchels (Ferula-Staude) gefertigt werden. Diese sind sehr leicht und handlich und werden für die Ernte an der Stirnseite geöffnet. Durch den Befall der Varroamilbe ist diese Art der Bienenhaltung jedoch so gut wie vollständig verschwunden (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 78).
Abb. 9: traditioneller “Ferula”-Stand in Sizilien (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 78)
Auch bei den Römern gab es einige Gelehrte, die in verschiedenen Schriften auf die Honigbienen und deren Haltung eingingen.
Einer von diesen war Varro (116-28 v. Chr.), der in seinem Werk zur Agricultur „De Re Rustica“ in Band 3 Kapitel 16 (XVI) über die Wahl des Bienenstandortes und der Bienenbeute schrieb, sowie über das Zufüttern von Saft aus Feigen und Trauben, wenn die Bienen nicht genügend Nahrung fanden. Außerdem zählte er zahlreiche wichtige Trachtpflanzen auf (Ransom, 2004).
Ein weiterer bedeutender Gelehrter, dessen Schriften die Zeit überdauerten war Plinius der Ältere (Secundus) (23-79 n. Chr.). Dieser berichtete beispielsweise von der damaligen Art der Wanderimkerei. So wurden laut seinen Aufzeichnungen entlang des Po die Bienenstöcke nach der Blüte auf Schiffe verladen und weiter transportiert. Anhand der Wasserlage des Schiffes war zu erkennen, wann die Stöcke voll waren und die Heimreise anzutreten war (Ransom, 2004).
Der Hauptgott des römischen Glaubens war Jupiter. Da sich die Götter der Griechen und Römer sehr ähneln bzw. ident sind, ist auch in seiner Entstehungsgeschichte Honig wieder von immenser Bedeutung. Außerdem herrschte bei den Römern lange Zeit der Glaube, dass Honig direkt vom Himmel kam, und von den Bienen eingesammelt wurde (Ransom, 2004).
Bei beiden Kulturen stellten die Honigbienen und deren Hauptprodukte wichtige Wirtschaftsfaktoren dar. Auch wurden sie in beiden Kulturkreisen mit den Göttern in Verbindung gebracht. Die Imkerei war somit in beiden Gebieten eine angesehene und wichtige Tätigkeit und wurde stetig gefördert.
Nordische Völker
In Zentral- und Nordeuropa gab es schon sehr früh eine relativ primitive Art der Imkerei.
Zu Beginn wurden Bäume im Wald aufgespürt, in denen sich wildlebende Bienenvölker eingenistet hatten. Diese wurden markiert um ein Wiederauffinden zu erleichtern, aber auch um Besitzansprüche geltend zu machen. An diesen musste emporgeklettert werden, um den begehrten Honig zu ernten.
In der weiteren Entwicklung der Imkerei wurden ausgehölte Baumstammstücke in die Bäume gehängt, um Bienenvölkern eine künstliche Behausung zur Verfügung zu stellen.
Im weiteren Verlauf wurden diese auf Lichtungen aufgestellt und schlussendlich auch in der Nähe der Siedlungen transportiert.
Solche ausgehöhlten Baumstämme werden „Klotzbeuten“ (siehe Abb.10) genannt und können vereinzelt in Europa noch gefunden werden.
Abb. 10: “Klotzbeute” (Ransom, 2004)
Das heute verwendete Wort „Beute“ stammt aus dieser Zeit und leitet sich aus dem althochdeutschen Wort „biutta“ ab, was so viel bedeutet wie „wo die Bienen wohnen“ (Ransom, 2004).
Auch das Wort „Bienenstock“ kommt von den ausgehöhlten Baumstämmen, die für die Bienen als Behausung verwendet wurden.
Bienen und Honig spielte auch in der Mythologie der nordischen Völker eine wichtige Rolle.
Im Zentrum ihres Glaubens stand der Lebensbaum (auch als Weltesche bezeichnet) „Yggdrasil“. Er stellte die Weltachse dar, umschloss mit seinen Ästen die ganze Welt und reichte bis in den Himmel.
In seinem Stamm lebte das erste Bienenvolk und von im fiel das Lebenswasser auf die Erde, das als Honigfall oder Honigtau bezeichnet wurde. Von diesem ernährten sich die Bienen und die ersten beiden Menschen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 41).
Auch Met (Honigwein), eines der frühesten alkoholischen Getränke, wurde mit den Göttern in Verbindung gebracht.
Er galt als Trank der Götter und Helden. Er soll von Odin von den Riesen geraubt worden sein und seither in Asgard in den Hallen von Valhalla gereicht werden. Jene die von ihm trinken sollen neben Weisheit auch mit den Gaben von Gesang und Dichtkunst gesegnet werden.
Die erste schriftliche Erwähnung von Met wurde von einem Reisenden namens Pytheas 334 v. Chr. hinterlassen (Ransom, 2004).
Die Imkerei hatte in unseren Breiten somit eine lange Tradition.
Ihren größten Aufschwung erfuhr sie jedoch erst mit der fortschreitenden Christianisierung.
Hochblüte im Mittelalter
Rund 400 Jahre n. Chr. wurde Bienenwachs von der christlichen Kirche zum „heiligen Stoff“ erklärt und dessen Gebrauch im Gottesdienst vorgeschrieben.
Für die Kirche stand Wachs als Symbol für Christus, da es von „jungfräulichen Bienen“ hervorgebracht wurde, ebenso wie Jesus von der jungfräulichen Maria zur Welt gebracht wurde (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 48).
Durch diese Maßnahme der Kirche stieg der Wachsverbrauch immens an und die Imkerei wurde stark gefördert. Allein in der Hauptkirche in Wittenburg beispielsweise, wurden jährlich 15.800 kg (35.000 pounds) Wachs benötigt (Ransom, 2004).
Welche Bedeutung die Honigbienen für die christliche Kirche hatten kann man aus dem nachfolgenden Schwarmsegen von ca. 960 n. Chr. herauslesen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 81):
„Ich beschwöre dich, Mutter der Bienen, bei Gott, dem König des Himmels, und bei dem Erlöser, dem Sohn Gottes, dich beschwöre ich, dass du dich nicht in die Höhe erhebst, noch weit wegfliegst, sondern dass du so schnell wie möglich zu dem Baum kommest, dich dort setzest mit deiner ganzen Sippschaft oder mit deiner Gefährtin. Dort habe ich einen guten Behälter bereit, damit ihr dort in Gottes Namen arbeiten möget und wir in Gottes Namen Lichter machen können in der Kirche Gottes und durch das Verdienst unseres Herrn Jesus Christus“.
Der Bienenstock wurde sogar mit der heiligen christlichen Kirche verglichen, wie man in Abb. 11 erkennen kann.
An der Spitze steht der Papst als „Königs-Biene“, umgeben von Bienen, mit geschorenen Köpfen oder Bischofsmützen beziehungsweise Kardinalshüten.
Abb. 11: Bienenstock als Sinnbild für die christliche Kirche (Ransom, 2004)
Und auch der hl. Ambrosius (340-397 n. Chr.), Schutzpatron der Imker und Kerzenzieher, schrieb über die Bienen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 49):
„Die Biene überragt alle anderen Tiere, die dem Menschen unterworfen sind. Obwohl sie klein von Körper ist, trägt sie gewaltigen Geist in ihrer engen Brust. Schach ist sie an Kraft, aber stark durch ihre Erfindungskunst. Sie erforscht den Wechsel der Zeit: Wenn der reifbesprenkelte Winter sein graues Haar ablegt und die milde Frühlingsluft das starre Eis zum Schmelzen gebracht hat, dann machen sie sich sofort zu ihrer Arbeit auf. Sie verteilen sich über die Flure, schwingen zart die Flügel, hängen sich mit ihren Beinchen an und setzen sich nieder. Ein Teil liest mit dem Mund die Blüten ab, und beladen mit der Nahrung kehren sie zu ihrem Lager zurück. Dort bauen andere mit unbeschreiblicher Kunst Zellen mit zähem Leim, andere häufen den flüssigen Honig auf; andere bilden den Blütenstoff in Wachs; andere bilden mit dem Mund die Brut; andere schließen den von den Blättern gesammelten Nektar ein.
Oh wahrhaft wunderbar ist die Biene! Ihr Geschlecht wird nicht vom Manne verletzt, nicht von der Brut gestört, ihre Keuschheit nicht von den Kindern weggenommen. So hat auch die heilige Maria als Jungfrau empfangen, als Jungfrau geboren und ist Jungfrau geblieben.“
In Abbildung 12 sieht man in welchen Gebieten Europas welche Arten von Beutentypen vorherrschend waren.
Abb. 12: Verteilung verschiedener Bienenbeuten in Europa (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 83)
In Nordeuropa war neben der Hausbienenzucht auch die Waldbienenzucht, die auch als Zeidelwesen bezeichnet wurde weit verbreitet.
Die jeweils verwendeten Beuten hingen stark von dem vorherrschenden Klima, der Vegetation und anderer Faktoren der verschiedenen Gebiete ab.
So waren in Nord- und Mitteleuropa in den Ackerbaugebieten Strohstülper, und in den waldreichen Bereichen Klotzbeuten vorherrschend.
Im südlichen Europa wurden Tunnelstöcke oder Klotzstülper bevorzugt.
Zeidlerhandwerk
Als Zeidler wurden jene Imker bezeichnet, die sowohl wilde, als auch künstlich angesiedelte Bienenvölker in ausgehöhlten Baumstämmen im Wald betreuten und von diesen, Wachs und Honig ernteten.
Die Zeidler waren ein angesehener Berufsstand, der sogar die Befugnis besaß Waffen zu tragen.
Abbildung 13 stellt das Zeidlerhandwerk vor. Es sind hier verschiedene Tätigkeiten im Jahresverlauf und das verwendete Werkzeug zu erkennen.
Zu sehe sind in Fig. 151 – Nürnberger Zeidler mit Armbrust; Fig. 152 – Zeidler mit rauchender Pfeife bei Honigernte; Fig. 153 – Zeidler bei Herbstkontrolle mit Schleier; Fig. 154 – Holzklotzbeute; Fig. 156 – Zeidelsack zum Transport von Schwärmen, Waben oder Werkzeug; Fig. 157 – Schwarmfangsack zum Aufstecken auf das Flugloch; Fig. 158 – Stand für Klotzbeuten (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 84).
Abb. 13: Zeidlerwesen (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 84)
Bei Zeidelbäumen wurde oft der Wipfel gekappt, damit der Stamm einen größeren Durchmesser bekam und die Gefahr von Blitzschlägen verringert wurde.
Solche Bäume wurden dann mittels eines Zeidelbeils ausgehöhlt, damit sich dort wilde Bienenvölker ansiedeln konnten, oder er mit eingefangenen Schwärmen besiedelt werden konnte. Für die Ernte oder die Betreuung der Völker musste an diesen Bäumen empor geklettert werden.
Das Zeidelwesen stellt neben der Jagd und der Schweinemast eine sehr ertragreiche Form der damaligen Waldnutzung dar, die wesentlich ergiebiger war, als die eigentliche Holznutzung.
Dass Bienenvölker in jener Zeit einen sehr großen Wert hatten, kann man aus dem Eigentumsgesetz von 400-700 n. Chr. erkennen. Hier wurde der Wert eines Bienenvolkes mit dem einer Kuh oder eines Schweines gleichgesetzt und Bienendiebstal konnte unter gewissen Umständen sogar mit dem Tode bestraft werden (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 79).
Auch Karl der Große (768-814 n. Chr.) förderte die Imkerei. Er brachte ein Gesetz heraus, wonach auf jedem Landgut Bienen gehalten werden mussten, und diese von einem ausgebildeten Imker zu betreuen waren (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 79)
Der Wert von Wachs stieg immer weiter an, sodass sogar ein Wachszins eingeführt wurde, und zeitweise Bienenwachs teilweise sogar das Geld ersetzte.
Die Imkerei wurde immer mehr gefördert, sodass im 12. Jhdt. die neuen offiziellen Berufe des Wachsgießers, Lebzelters (Lebkuchenbäckers) und des Met und Seifensieders entstanden.
Da die Imkerei so florierte und hohes Ansehen genoss, ist es umso erstaunlicher, dass es in jener Zeit kaum wesentlich neues Wissen oder wissenschaftliche Erkenntnis über das Leben oder die Honigbienen selbst gefunden wurden.
Besonders, was die Entstehung und Vermehrung der Bienen betrifft, wurde sehr lange an falschen Vorstellungen festgehalten.
So gab es beispielsweise den Glauben, dass Bienen aus den Körpern von toten Tieren entstanden. Ein Beispiel hierfür ist der Glaube, dass ein Bienenvolk aus den Eingeweiden eines getöteten Stiers entsteht. Diese Vorstellung wird als Bugonie bezeichnet und ist schon aus Aufzeichnungen von Plinius dem Älteren und Varro bekannt (Ransom, 2004).
Erst 1702 formulierte ein Gelehrter namens Florinus die These, dass Biene sich, wie andere Tiere auch Fortpflanzen und Vermehren, und man die Kopulation nur noch nicht beobachtet habe. Das wahre Geschlecht und die Aufgabe von Königin, Drohn und Arbeiterin wurde erst von Jan Swammerdam (1637-1680), einem niederländischen Wissenschaftler 1752 festgestellt und belegt (Ransom, 2004).
Das erste bedeutende deutschsprachige Buch über die Imkerei entstand 1568 und trug den Titel „Gründlicher und nützlicher Unterricht von den Bienen und ihrer Wartung, im Glogauischen Fürstentum, aus eigener Erfahrung zusammengetragen von Nikel Jacob, Mittbürger zu Sprottau“.
In diesem beschrieb der Autor beispielsweise schon das richtige Vorgehen bei Ablegerbildung, Zusetzen von Königinnen, Vereinigen von Völkern, Fütterungsmethoden sowie der Sanierung bei Faulbrut (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 81).
Niedergang der traditionellen Imkerei
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Imkerei stetig gefördert und erreichte einen sehr hohen Entwicklungsstand.
Diese Entwicklung fand jedoch ab Mitte des 16. Jahrhunderts ein jähes Ende. Mehrere Gründe, die Lehnherr & Thomas (2001, S. 86 + 87), wie nachfolgend aufführten, führten dazu, dass die Bienenhaltung ab diesem Zeitpunkt an Bedeutung verlor und mehr und mehr verschwand.
Einer dieser Gründe war die Reformation der christlichen Kirche. Mit ihr gingen grundlegende Änderungen im Tagesgeschehen sowie der Abhaltung der Zeremonien einher. Es wurde ab diesem Zeitpunkt auf Kerzen während den Gottendinsten verzichtet und auch sonst sank der Bedarf, an Bienenwachskerzen und Wachs im Allgemeinen in den kirchlichen Institutionen immens.
Viele Klöster, die zuvor die Bienenhaltung gefördert hatten wurden aufgelöst und der Wachspreis sank stark ab. Auch der Wachszins wurde aufgehoben.
Der Dreissigjährige Krieg (1618 – 1648) und die Pest trugen ebenfalls zum Niedergang der Imkerei in dieser Zeit bei.
Bis zu 75% der Bevölkerung fanden, in den deutschsprachigen Ländern durch den Krieg den Tod und noch viele weitere wurden durch die Pest dahin gerafft. Dies führte dazu, dass zahlreiche Imker ihr Können und Wissen mit ins Grab nahmen.
Außerdem wurden hohe Steuern auf landwirtschaftliche Produkte von den Königen gefordert, um die kostspieligen Kriege zu finanzieren. Dies führte dazu, dass viele der verbleibenden Imker ihre Stöcke aufgaben oder zumindest stark reduzierten, um den Zahlungen zu entgehen.
Sehr viel Wissen über die Bienenhaltung ging in dieser Zeit für immer verloren.
Die fortschreitende Globalisierung führte dazu, dass aus Asien, Afrika und Amerika immer mehr verschiedenste Güter importiert wurden. Nicht nur wurde Wachs von weit her eingeführt, auch Tee, Kaffee und Kakao kamen nach Europa.
Zucker und die damit produzierte Konfitüre traten in direkte Konkurrenz mit dem einheimischen Honig und die steigende Sirup-, Bier- und Weinproduktion verdrängte die Metproduktion fast vollständig.
Das Zeidelwesen fiel der zunehmende Industrialisierung und dem steigenden Holzbedarf, durch das stetige Wachstum der Städte zum Opfer. Durch den drastischen Anstieg der Waldschlägerungen wurde die Zeidlerei gebietsweise sogar verboten, da sie die Schlägerungsarbeiten behinderte.
All dies führte dazu, dass die Preise für Honig und Wachs stark abfielen. Dies hatte im Weiteren zur Folge, dass die Wertschätzung des Imkerhandwerkes und der Bienenvölker selbst sank.
So wurden begonnen die Völker für die Honigernte entweder durch Feuer oder Schwefel abzutöten. Dieses Vorgehen wurde als „Ab- oder Ausstoßen“ bezeichnet (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 87).
Es wurden sowohl die stärksten, als auch die schwächsten Völker „abgestoßen“. Die stärksten Völker versprachen die größte Honigernte und die schwächsten Völker hätten eine große Menge Winterfutter benötigt, um sie über die kalte Jahreszeit zu bekommen.
Diese Art der Honiggewinnung fand erst durch den Gemeindepfarrer Jaques de Gélieu (1696-1761) ein Ende. Er bezeichnete das Abtöten der Bienenvölker im Zuge der Honiggewinnung als „barbarische Gräueltat“ und suchte nach Wegen den Honig ohne Schädigung der Bienen oder der Brut zu gewinnen.
Er entwickelte ein System aus aufeinander stapelbarer Kisten mit Bodenbrett und Deckel. Dieses Grundmodel war der erste Vorläufer unserer heute verwendeten Magazinbeuten. Sein System erlaubte es schon, die Beute an die jeweilige Volksstärke anzupassen. Die Waben waren jedoch noch nicht frei beweglich und die Kisten mussten mittels Draht voneinander getrennt werden. Der mobile Wabenbau wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt. De Gélieus Bienenkiste war jedoch einfach und billig und konnte von jedem Bauern selbst hergestellt werden (Lehnherr & Thomas, 2001, S. 93).
Aus dieser Urform einer „Magazienbeute“ entwickelte sich im Anschluss eine Vielzahl verschiedener Beutentypen und –systeme, von denen sich all die heute noch bekannten und gebräuchlichen Systeme ableiten.
Da die Imker von jeher ein sehr erfindungsreiches „Völkchen“ waren, ist es nicht verwunderlich, dass es heutzutage so viele unterschiedliche Beutentypen, Rähmchenmaße etc. gibt und wahrscheinlich täglich neue dazu kommen. Der imkerischen Fantasie sind nun mal keine Grenzen gesetzt, und ihre Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen.
Imkerei im Wandel der Zeit: Zusammenfassung
Bienen bevölkerten schon lange vor uns die Erde und früh lernten die ersten Menschen die Produkte der Bienen zu nutzen.
Der erste Nachweis über die Ernte von Honig durch den Menschen, aus einem wilden Bienenvolk, ist eine Wandmalerei aus der Jungsteinzeit von ca. 10.000 v. Chr..
Von da an wurde Honig als Süßungsmittel sehr geschätzt und die Bienen und ihre Produkte in vielen Kulturen mit den Göttern in Verbindung gebracht.
Die Ägypter beispielsweise glaubten, dass die Bienen aus den Tränen ihres Gottes Re bei der Entstehung der Welt entstanden. Und eine Hieroglyphe in Form einer Biene war Bestandteil des Titels der Pharaonen.
Die frühesten Belege über Bienenhaltung stammen von 2400 v. Chr.. Sie imkerten in Röhrenbeuten, die auch heute noch im ägyptischen Raum zu finden sind. Diese wurden von hinten bearbeitet und sie verwendeten, wie auch die heutigen Imker schon Rauch zum besänftigen der Bienen. Belege beweisen, dass auch mit diesen Beuten damals schon Wanderimkerei betrieben wurden.
Sowohl Honig als auch Wachs fand Verwendung in der Medizin, als auch bei kultischen Ritualen des Totenkults und der Mumifizierung.
In Griechenland stammen die frühesten Aufzeichnungen über die Nutzung von Bienen aus 850 v. Chr.
Bei ihnen wurde in stehenden oder liegenden Gefäßen aus Ton oder Weidengeflecht geimkert, die den noch heute gebräuchlichen „Vraski“ geähnelt haben dürften.
Unter den Griechen waren einige der größten Denker, wie beispielsweise Aristoteles, der in seinen Werken schon sehr genau die Entwicklung der Bienen von den verschiedenen Larvenstadien bis zum adulten Tier beschrieb.
Auch in den griechischen Mythen spielte Honig eine wichtige Rolle und soll, unter anderem als Nahrung für den jungen Zeus, dem höchsten ihrer Götter gedient haben.
In Italien dürfte die Bienenhaltung durch griechische oder phönizische Siedler eingeführt worden sein.
Je nach Gebiet wurde in Beuten aus Korkeichen, Weidengelecht oder den getrockneten Stängeln von Riesenfenchen, die den heutigen „Ferula“-Beuten geähnelt haben könnten, geimkert.
Obwohl es bei den Römern schon Großimker gab, die beträchtliche Wengen an Honig pro Jahr ernteten, war der Honigverbrauch so hoch, dass sowohl Honig als auch Wachs aus den verschiedensten Regionen importiert werden musste.
Auch bei ihnen gab es berühmte Gelehrte, wie beispielsweise Varro oder Plinius der Ältere, die sich mit den Honigbienen befassten.
Bei den nördlicheren Kulturen waren sowohl die Bienenhaltung in sogenannten Klotzbeuten, als auch die Betreuung von wilden Bienenvölkern ausgehöhlten Bäumen der umliegenden Wäldern verbreitet.
In den Mythen und Legenden des Nordens wurde Honig vom Lebensbaum „Yggdrasil“ über die Welt verteilt und auch die ersten Bienen hausten in ihm.
Der aus Honig hergestellte Met wurde als Trank der Götter bezeichnet, und soll jenen die ihn trinken Weisheit verleihen.
Der wahre Aufschwung der Imkerei in unseren Breiten jedoch kam erst 400n. Chr., mit der Fortschreitenden Christianisierung und dem damit einhergehenden enormen Anstieg der Nachfrage nach Bienenwachs.
Neben Beuten aus Stroh, Weidengeflecht oder ausgehöhlten Baumstämmen war auch die Zeidlerei weit verbreitet.
Das Zeidlerhandwerk war eine hoch angesehene Form der Waldnutzung zur Bienenhaltung, und brachte denen die es betrieben Ansehen und das Recht eine Waffe zu tragen.
Bienenvölker wurden sehr hoch im Wert bemessen und Wachs konnte als Zahlungsmittel verwendet werden. Unter anderem wurde auch ein Wachszins eingeführt.
Die Imkerei florierte in jener Zeit sehr und auch große Persönlichkeiten wie Karl der Große förderten die Bienenhaltung.
Die neuen Berufe des Wachsgießers, Lebzelters (Lebkuchenbäckers) und des Met und Seifensieders entstanden.
Trotz des Enormen Aufschwungs wurde lange an Aberglauben, wie der Entstehung von Bienen aus toten Tieren festgehalten.
Das wahre Geschlecht der Königin sowie ihrer Aufgaben und jener der Drohnen und Arbeiterinnen wurde erst 1752 vom niederländischen Wissenschaftler Jan Swammerdam festgestellt.
Der Niedergang der Imkerei kam Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Reformation der Kirche, den dreißigjährigen Krieg und die Pest. Durch die damit einhergehenden Massensterben ging viel des damaligen Wissens für immer verloren.
Auch die fortschreitende Globalisierung trug ihren Teil zu diesem Prozess bei.
All dies führte zu sinkenden Preisen für Honig und Wachs und in weiterer Folge zu einer sinkenden Wertschätzung für die Honigbiene. Dies führte dazu, dass Bienenvölker für die Honigernte durch Feuer oder Schwefel abgetötet wurden.
Diese Art der Honiggewinnung wurde praktiziert, bis der Gemeindepfarrer Jaques de Gélieu, der diese „barbarische Gräueltat“ verabscheute, eine Bienenkiste erfand, die den Vorläufer unserer heutigen Magazienbeuten darstellte.
Diese einfache Bienenkiste legte den Grundstein für die verschiedensten Erfindungen und die unterschiedlichsten auch heute noch gängigen Beutenformate.
Schlusswort
Geschichtsquellen über das Imkerhandwerk beweisen, dass die Imkerei von der Zeit des Aristoteles, bis ins hohe Mittelalter über ein erstaunlich großes Wissen und Können verfügten. Vieles davon ging im Laufe der Geschichte verloren und musste in späterer Zeit erst wieder entdeckt werden.
Die meisten Leute glauben, dass die Imkerei erst im 19. Jahrhundert durch die Erfindung des mobilen Wabenbaus ihren Höhepunkt erreicht hat. Frühere Formen der Bienenhaltung werden oft belächelt oder als primitiv herabgewürdigt. Diese Sichtweise ist, meiner Meinung nach jedoch falsch.
Das Ansehen und die Wertschätzung, die der Honigbiene und all ihren Produkten in früheren Zeiten entgegengebracht wurde, waren um ein vielfaches höher als zur heutigen Zeit.
Wir Imker sollten daher in all unserem Tun nicht vergessen, wie alt die Tradition der Bienenhaltung ist. Nur wenige andere Handwerke können auf eine so lange Geschichte wie die der Imkerei zurück blicken.
Wanderlehrerin Mag. Saskia Russ
Imkerei – im Wandel der Zeit
Literaturverzeichnis
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Crane E. (1999) The World History of Beekeeping and Honey Hunting; Routledge Taylor and Francis Group
Lehnherr M. & Thomas H.-U. (2001) Der schweizerische Bienenvater Band 5: Natur- und Kulturgeschichte der Honigbiene; Fachschriftverlag VDRB
Ransome H. M. (2004) The sacred Bee in Ancient Times and Folklore; Dover Publications, INC.
Wikipedia (2018) Mensch; URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Mensch [8.7.2018]